Nach über einem Monat bewerben, warten, fast verzweifeln und Selbstmotivation ist es geschafft. Endlich habe ich einen Job!
Zuerst aber kurz zu meiner aktuellen Situation. Am Sonntag ging es für Kevin und mich spontan nach Kelowna. Unser Ziel: die Job fair (Jobmesse) für das Skigebiet Big White. Weil zu dieser Zeit alle Hostels in Kelowna ausgebucht waren, mussten wir auf eines der vielen Motels am Rande des Highway 97 ausweichen. Preislich zwar etwas teurer, war es schlussendlich aber eine ganz komfortable Sache. Der einzige Nachteil war, dass wir keine Küche sondern nur eine Mikrowelle und einen Kühlschrank hatten. Noch nie in meinem Leben habe ich so viel Gefrierfraß gegessen…
Am Montag stieß noch Julian zu uns, mit dem wir zuvor zwei Wochen in Banff verbracht hatten. Sowohl Kevin als auch Julian hatten vorab ein Interview für die Job fair am Montag bekommen. Ich musste bis Dienstag warten, weil man erst da ohne Anmeldung ein Interview bekommen konnte.
Dienstags standen Kevin, dessen Interview am Vortag nicht so gut gelaufen war, und ich auf, um so früh wie möglich in der Schlange stehen zu können. Es war die richtige Entscheidung gewesen. Da Big White die letzte, große Job fair für ein Skigebiet in den Rocky Mountains gewesen war, war auch der Andrang entsprechend groß. Man durfte sich insgesamt für drei Positionen bewerben. Ich wählte Web/Graphics designer (wegen meiner Vorerfahrung in diesem Bereich), Housekeeper und Lift Operator.
Das Warten dauerte Gott sei Dank auch nicht so lange, weil im Bewerbungsraum regelrechte „Abfertigungskabinen“ aufgebaut waren. Von außen sah die Konstruktion aus wie ein Indoor-Labyrinth in schwarz. Es gab vier Reihen und pro Reihe auf beiden Seiten vier Kabinen in denen die Interviews stattfanden. Ich war wieder einmal erstaunt, welcher Aufwand hier betrieben wurde nur um Mitarbeiter für eine Saison anzustellen.
Meine Interviews verliefen soweit recht gut. Zuerst wurde ich für die Housekeeping Position interviewt. Hauptsächlich redete die Abteilungsverantwortliche, ich saß eigentlich nur da und versuchte einen guten Eindruck zu erwecken. Sie meinte am Ende, dass ich mit einem Interview zwischen kommenden Freitag und Diensttag rechnen könnte.
Das zweite Interview war ausführlicher. Zwei Damen überprüften meine Kenntnisse im Bereich Webdesign. Ich führte ihnen allerhand Referenzen vor und versuchte auch hier das beste Bild abzugeben. Im Gegensatz zu Deutschland ist es hier in Kanada Gang und Gäbe sich selbst in einem scheinbar perfekten Licht darzustellen. Arbeitgeber wollen ein sehr positives Bild vom Arbeitssuchenden bekommen. So kommt man auch nicht darum herum auch hie und da etwas zu schummeln. Insgesamt gelang mir das beim Bewerbungsgespräch zum Web/Graphics designer glaube ich ganz gut 😉
Das letzte Interview war schnell beendet. Der zuständige Mitarbeiter hatte schon vorab gefragt, ob ich Erfahrung im Bereich Liftbetrieb hätte und da das leider nicht zutraf, wurde ich postwendend aussortiert. Na ja.
So gut die Interviews auch gelaufen waren, bis heute habe ich keine Rückmeldung bekommen. War aber auch gar nicht mehr nötig 🙂
Kurz nach der Job fair klingelte mein Handy. Am anderen Ende der Leitung war eine Mitarbeiterin von Mike Wiegele Helicopterskiing. Wie bereits berichtet hatte ich zwei Wochen zuvor ein Telefoninterview für die Position Housekeeper gehabt, das äußert gut verlaufen war. Daraufhin verlangte das Unternehmen einen Referencecheck von meinem früheren Arbeitgeber, einem Hotel in meinem Wohnort, in dem ich als Prep Cook und Dishwasher gearbeitet hatte. Referencecheck bedeutete in diesem Fall 15 Fragen über mich, wie ich gearbeitet hatte, ob ich zuverlässig gewesen sei etc. Wie sich nun herausstellte, war der Referencecheck sehr positiv ausgefallen. 🙂 Ich wurde angenommen!
Endlich hatte ich wieder ein Ziel vor Augen. Zudem noch eines, das im Vergleich zu den meisten Jobs noch ziemlich gut bezahlt wurde. Ich war perfekt gelaunt.
Zwei Tage später kam der nächste Hammer. Noch eine Zusage! Dieses Mal für einen Job als Koch im Skigebiet Silver Star bei Vernon, BC. Nun hatte ich wieder ein Problem: Welchen Job nehme ich? Ich weiß es jetzt immer noch nicht. Zum Glück beginnen beide erst Ende November, es bleibt mir also etwas Zeit noch darüber nachzudenken, ob ich lieber mehr verdiene und ein paar Mal Helisnowboarden gehe, dafür aber nicht so oft „normal“ Snowboarden kann oder ob ich etwas weniger verdiene und direkt im Skigebiet wohne. Ich stehe vor einem Luxusproblem.
Am Donnerstag entschieden sich Kevin und ich dazu wieder zurück nach Banff zu gehen. Kelowna war einfach nicht schön. Wir waren in dieser Woche nur ein einziges Mal in der Innenstadt und hatten da schon genug. Die Stadt wirkt ausgestorben und hat keine nennenswerten Touristenziele. Hinzu kam die Tatsache, dass es in Banff begonnen hatte zu schneien und bald auch die Skigebiete dort öffnen sollten. Die endgültige Entscheidung fiel für mich, als ich eine Zusage zu Work&Stay für das HI Hostel in Banff bekam. Ab Morgen werde ich dort jeden Tag vier Stunden arbeiten und dafür kostenlos dort wohnen dürfen. Eine ziemlich Entlastung für meinen Geldbeutel.
Aktuell sitze ich wieder im Greyhound und sehe draußen Schnee…
Bis demnächst.