Vor fünf Monaten geplant und gebucht, lebe ich im Moment meinen Traum: Ich bin auf Hawaii.
Nachdem ich Montag vor zwei Wochen Tofino verlassen hatte, ging es zunächst zurück nach Vancouver, wo ich mich mit meinen Reisekollegen Emily, Justine und Simon traf. Die Nacht verbrachten wir im HI Downtown. Am Dienstagmorgen ging es, zum ersten Mal für mich, in die Vereinigten Staaten von Amerika. Man hört ja immer wieder irgendwelche haarsträubende Geschichten von Einreisen oder Grenzofficern, die einem grundlos die Einreise verweigern. Bis ich an der Grenze und im Warteraum ankam, machte ich mir aber keine Sorgen darüber.
Die Wartehalle war ruhig und es herrschte eine angespannte Stille. Die Officer trugen ihren Teil dazu bei. Reisende vor mir wurden mit Drogenhunden kontrolliert und mussten sich den Fragen der Beamten stellen. Der Fragenteil dauerte bei mir glücklicherweise nur kurz und beschränkte sich auf Fragen wie „Wie lange ich in den USA bleiben werde?“ und „Wieviel Geld ich in die USA einführen werde?“. Nachdem man noch all meine Fingerabdrücke scannte und ein Portraitbild von mir aufnahm, durfte ich dann weiter zur Gepäckkontrolle. Nach fünf weiteren Minuten saß ich wieder im Bus. Was die Sicherheit betrifft sind die Amerikaner schon sehr speziell, nicht nur bei der Einreise. Nun gut, weiter ging es nach Bellingham.
Bellingham liegt knapp eine Autostunde südlich von Vancouver. An und für sich ist es keine Stadt für die man als Kanada-Reisender extra in die USA einreisen würde. Ein großer Vorteil der Stadt ist allerdings Alaska Airlines. Die Fluggesellschaft bietet ziemlich günstige Flüge von Bellingham nach Honolulu an, perfekt für uns also.
Unser Plan war noch zwei Tage in Bellingham zu verbringen, notwendige Dinge einzukaufen und einfach ein bisschen in Ferienstimmung zu kommen. Simon und ich buchten ein Hotel etwas außerhalb der Innenstadt, was zufälligerweise nur ein Katzensprung von der größten Mall (Einkaufszentrum) Bellinghams entfernt lag. Sowohl Mittwoch als auch Donnerstag verbrachten wir den Großteil der Zeit damit durch das Einkaufszentrum zu bummeln und hie und da Dinge für den Urlaub einzukaufen. Wie gesagt, touristisch bot Bellingham nicht wirklich viel an, vielleicht waren wir aber auch einfach in zu großer Vorfreude auf Hawaii als dass wir uns bemüht hätten die Stadt weiter zu erkunden.
Flug und Ankunft in Hawaii
Am Donnerstag war Abflugtag. Check-out um 11 Uhr morgens. Der Tag hatte traurig begonnen, da ich die Nachricht vom Tod eines guten Freundes erhalten hatte. Ich versuchte dennoch das Beste daraus zu machen. Nach einem schnellen Pancake-Frühstück im Hotel und dem hastigen Zusammenpacken der Klamotten mussten wir irgendwie die Zeit bis zum Check-In vertreiben. Mit knapp 20 Kilo Gewicht auf dem Rücken gar keine so leichte Aufgabe. Wieder einmal zeigte sich, wie riesig die Abstände in Nordamerika sind. Laufen war zu weit, eingekauft hatten wir schon, zum Schluss ging es direkt zum Flughafen, wo wir zwei Stunden in der Wartehalle verbrachten. Nach Gepäckabgabe und Sicherheitskontrolle begann trotz des traurigen Tages auch bei mir die Vorfreude auf Hawaii zu steigen.
Der Flug dauerte sechs Stunden. Unter uns nur blaues Meer, so weit das Auge reichte. Nach diversen Appetizern wie exotischen Fruchtsäften, die uns serviert wurden, kam endlich die Durchsage, dass wir bald landen würden. Leider war Hawaii komplett in Wolken gehüllt, sodass man die Insel erst im letzten Moment vor der Landung sah. Es regnete noch dazu.
Der erste Satz nach dem Aussteigen: „Wow ist das warm!“ Es war so heiß und schwül, dass ich sofort das Bedürfnis hatte meine Kleidung von mir zu reißen und in Boxershorts weiterzulaufen. Von durchschnittlichen Temperaturen in ein tropisches Klima zu fliegen ist eine ziemliche Umstellung. Ich war wie gelähmt. Nach dem Abholen des Mietwagens und der anschließenden Fahrt zu unserer Ferienwohnung an der North Shore fielen Justine und Emily ins Bett, Simon und ich wollten unbedingt noch kurz an den Strand, kamen aber schnell zurück und waren schnell eingeschlafen.
Die Zeitverschiebung von drei Stunden machte sich nur bedingt bemerkbar. Aus europäischer Sicht lebten wir jetzt zwölf Stunden in der Vergangenheit.
Am ersten Tag war Strand angesagt. Typisch Touristen eben. Hawaii gehört definitiv zu den Orten der Welt, die man als Strand-Liebhaber besucht haben muss. Weiße Strände, türkisblaues Wasser und Palmen. Ich konnte nicht glauben, dass ich tatsächlich auf Hawaii war. Mittlerweile wurde die Hitze immer erträglicher. Shirts oder Hosen ließ ich schon nach kurzer Zeit ganz weg. Badeshorts oder Boxer waren die einzigen Kleidungsstücke an meinem Körper. Der Tag verging recht langsam und gemütlich. Zwischendurch wechselten wir die Strände und gönnten uns verschiedenen Leckeren an den zahlreichen Imbissbuden.
Zweiter Tag: Wandern war angesagt. Die recht späte Wanderung entpuppte sich als ein sehr nervenaufreibendes Abenteuer, dem ich sogar einen eigenen Artikel gewidmet habe. Vor diesem Erlebnis gönnten wir uns noch ein Erfrischungscocktail beim Turtle Bay Resort und bei Mike’s Huli Huli die besten Knoblauch Shrimps, die ich bisher gegessen hatte. Da ich am Abend keine Brille mehr hatte und ich körperlich am Ende war, endete dieser ziemlich früh um zehn Uhr abends.
Sonntag: Muskelkater und keine Unternehmung. Nur Essen und viel Trinken. Sehr entspannend.
Wieder voller Tatendrang ging es Montag früh zum Dillingham Airfield, nahe Waialua. Unser Tandem-Skydiving (Tandemfallschirmsprung), das wir für den 12. Mai gebucht hatten stand an. Auch wenn ich nach dem riskanten Samstag an dem Vorhaben zweifelte, füllte ich die notwenigen Formulare aus. Doch das Wetter spielte nicht mit. Zu windig und unbeständig sei das Wetter, so die Veranstalter. Der Tag war trotzdem klasse. Gleich nebenan lag nämlich der Mokuleia Beach Park, bekannt aus der Fernsehserie LOST. Dort wurden Teile der ersten Staffel gedreht. Für mich ein tolles Erlebnis, da ich das irgendwie immer reizend finde tatsächlich an Filmdrehorten zu stehen.
Mittags gab es noch Shave Ice (Eis das geformt wird und mit verschiedenen Süßstoffen getränkt wird. Nicht so mein Fall aber interessant es ausprobiert zu haben) und eine kleine Bummeltour durch Haleiwa.
Interessant an Oahu ist, wie nahe hier alles zusammen liegt und wie groß die Bevölkerung dennoch ist. Auf einem Quadratkilometer wohnen durchschnittlich 48 Menschen (Stand 2010). Dabei haben einige der acht Hauptinseln so gut wie keine Einwohner. Oahu ist die bevölkerungsreichste Insel und wird auch „The Gathering Place“ (Versammlungsplatz) genannt. Insgesamt leben hier 75 Prozent der Bevölkerung Hawaiis.
Mit dem Mietauto durchquert man Oahu von Süden nach Norden innerhalb 50 Minuten je nach Verkehr. Sehr praktisch und spritsparend. Wir fuhren an diesem Montag praktisch die ganze North Shore ab. Der krönende Abschluss war ein Sonnenuntergang der besonderen Art. Mit Riesenschildkröten am Strand und eine Szenerie, die ich nur bestaunen konnte.
Pearl Harbor, Diamond Head und Waikiki
Die letzten Tage auf Oahu wollten wir so viel wie möglich erleben. Die North Shore hatten wir so weit recht gut ausgekundschaftet, also war nun der Süden an der Reihe. Pearl Harbor, der für Honolulu so charakteristische Diamond Head und die Küste vor Honolulu also Waikiki waren unsere Ziele.
Früh morgens ging es los. Erstes Ziel war Pearl Harbor. Ich vermute jedem sagt Pearl Harbor etwas? Nein? Um es kurz zu fassen: Der Angriff der Japaner 1941 auf den westlichsten Militärstützpunkt der USA führte zum Eintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg. Die Touristenattraktion Nummer eins auf Oahu ist sehr interessant, zeigt sie doch sehr anschaulich, was an jenem Dezembertag passierte. Jeden Tag gibt es 2000 freie Tickets, von denen wir uns vier besorgen konnten. Mit diesen Tickets durften wir auch an einer Führung teilnehmen, die uns mit dem Boot zum Memorial der USS Arizona brachte. Sehr interessant war das, zumal die mehr als 500 gefallenen Soldaten niemals aus dem Schiff gerettet wurden und immer noch, wenn auch vermutlich nur noch in Knochenform, im Schiffsbauch gefangen sind. Außerdem tritt nach 70 Jahren immer noch Öl aus!
Wieder zurück erkundeten wir noch die ausgestellten Kriegsmaschinen und lasen uns durch alle möglichen Infotafeln. Ein lohnenswerter Besuch.
Nächstes Ziel: Diamond Head. Der Diamond Head ist ein vulkanisch entstandener Berg an dessen Fuß Honolulu beginnt. Man kann bis in den Krater fahren und von dort aus zu Fuß an die Spitze wandern. Bei der hawaiianischen Sonne war das eine ziemlich schweißtreibende aber lohnenswerte Wanderung. Oben wehte der Wind und man hatte einen Wahnsinnsausblick sowohl über Honolulu als auch das Meer und die Berge Hawaiis.
Waikiki war unser letztes Ziel des Tages. Ich hatte weniger Lust an den überfüllten Strand und in die knallende Sonne zu liegen, also schlenderten Simon und ich entlang der Strandpromenade und durch die zahlreichen Shops. Die Straße hat mir schon sehr gefallen. Palmen säumten die Straße, Wasser plätscherte überall, schöne, große, meist weiße Gebäude standen überall und trotz des heißen Tages wehte ein leichter Wind.
Der beste Tag auf Oahu wie ich fand.
Skydiving über der North Shore
Am Montag wegen des schlechten Wetters abgesagt, wollten Simon und ich unbedingt vor der Weiterreise nach Maui Fallschirmspringen gehen. Das Wetter schien ganz gut und meine Zweifel von Montag waren komplett der Begeisterung gewichen. Wieder hin, Formulare zu Ende ausgefüllt und ab in den Wartebereich. Eine Gruppe nach der Anderen stieg ins Flugzeug, um zwanzig Minuten später mit verzausten Haaren und einem Grinsen auf dem Gesicht wieder vom Himmel gefallen zu kommen. Ich wollte auch. Und da wurde ich auch schon aufgerufen. Endlich! Mein Kameramann begann damit mich kurz zu interviewen und quatschte mit mir noch über alles mögliche. Der Springer, mit dem ich springen sollte, war ein Russe. Warum ich das erwähne? Er war unfreundlich. Nicht dass Russen generell unfreundlich wären, im Gegenteil, aber wenn sie es sind, dann merkt man es umso mehr. Alles musste schnell gehen, Verständnis für jemanden, der so etwas noch nie gemacht hatte, hatte er nicht. Nichtsdestotrotz wollte ich mir dieses Erlebnis nicht zerstören lassen und ignorierte seine Äußerungen einfach.
Für mich unerklärlich stellte sich auch nach dem Abheben keine wirkliche Aufregung ein. Klar, man ist angespannt, vor allem wenn sich die Luke öffnet und der erste Springer in der Tiefe verschwindet aber hibbelig und zittrig wurde ich überhaupt nicht. Ich wollte einfach nur noch dieses Gefühl des Springens erleben. Als es soweit war, war ich geflasht. Man kann das kaum beschreiben. Wenn von hinten ein Ruck kommt und du auf einem in Richtung einer der schönsten Strände Hawaii’s fliegst… Unglaublich geil! Man spürt Angst, Adrenalin und Freude zur gleichen Zeit. Die Luft ist im ständigen Kampf mit der Erdanziehungskraft. Man fühlt sich wie auf einem Luftkissen.
Nach den ersten Sekunden des freien Falls tauchte vor mir der Kameramann auf und ich machte noch alle möglich Faxen vor der Kamera, damit ich später ein gutes Video und gute Bilder von meinem ersten Sprung hatte. Nach etwas mehr als 30 Sekunden öffnete sich der Fallschirm, ich durfte/musste/sollte den Schirm teilweise selbst lenken. Die blöden Bemerkungen meines Springers ob ich kein Englisch könnte ignorierte ich abermals und gab ihm zu verstehen, dass ich immer noch überwältigt von diesem Erlebnis sei. Unten angekommen fühlte ich mich klasse. Nicht, dass das jetzt mein Hobby werden würde, davor hätte ich doch etwas zu sehr Respekt, aber es einfach mal getan zu haben. Klasse.
Unsere Mädels waren im Anschluss zwar nicht zu erreichen, wir kamen per Trampen aber doch wieder zurück nach Haleiwa, wo wir noch etwas bummelten und den Tag ausklingen ließen.
Am nächsten Tag ging es nach Maui. Vor dem Flug blieb nicht mehr viel Zeit. Wir konnten aber noch zur Hanauma Bay fahren, die auf vielen Postkarten hier zu finden ist. Warum könnt ihr Euch nach dem Anschauen des Bildes unten selbst vorstellen 😉
Bis die Tage.