Meine Reise ist vorbei.
Neuneinhalb Monate waren es insgesamt und jeder einzelne Tag war ein Erlebnis, das ich für kein Geld der Welt tauschen würde.
Ich würde nicht behaupten, dass ich seit letztem September ein anderer Mensch geworden bin, aber diese Zeit hat mich definitiv geprägt. Ich merke es jeden Tag, egal in welcher Situation. Meine Lebenseinstellung, meine Wertvorstellung, ja vielleicht sogar die Grundlage meines kompletten bisherigen Lebens wurden in diesen neun Monaten beeinflusst. Reife, Menschen- und Kulturkenntnis könnte man vermutlich als DIE Überbegriffe für meine gesammelten Erfahrungen verwenden. Durch den Austausch mit so vielen verschiedenen Kulturen, verschiedenen Menschen wird der geistige Horizont in einem Umfang erweitert, den ich so niemals erwartet hätte. Das Bild, das man während der Kind- und Jugendzeit vermittelt bekommt, kommt mitunter ganz schön ins Wanken. Man stellt Dinge infrage, die man niemals für fraglich gehalten hätte, ganz egal ob positiv oder negativ.
Als ich letzten September in Vancouver ankam, waren die ersten Tage für mich ein ziemlicher Schock. Man kommt an, kann sich zwar verständigen aber fühlt sich dennoch alleine. Diese Ungewissheit, was in den kommenden Wochen auf einen wartet hat mich damals ziemlich verunsichert. Klar, man war umgeben von netten Leuten aber im Endeffekt steht man doch auf eigenen Beinen und niemand besorgt einem einen Job. Jeder steht vor derselben Aufgabe. Und das ist auch gut so. Wer diese Zeit durchhält, kann schon ein bisschen stolz auf sich sein. Man erlebt etwas, das man sich im Jugendalter sehnlichst wünscht und als Erwachsener teils verabscheut: Freiheit und Selbstständigkeit.
Es dauerte auch nicht lange, bis ich diese Freiheit zu genießen begann. Banff war die erste größerer Station für mich und gleichzeitig mit die beste Zeit überhaupt. Keine Verpflichtungen, aufstehen und in den Tag leben, neue Leute kennen lernen und Spaß haben, Natur, einfach alles war dabei.
Dann kam der Winter und damit zunächst Silver Star mit der ersten, wenn auch negativen Joberfahrung im Ausland. Zum Glück hatte ich noch die Zusage für den Job bei Mike Wiegele, denn mein Geld hatte ich nach nur acht Wochen komplett vernichtet.
Das geniale Erlebnis beim Heliskiing, die Leute und die vergleichsweise gut bezahlte Arbeit ließen mich die komplette Saison durchhalten, auch wenn ich zwischendurch keine Lust mehr hatte und einfach weiter wollte. Ja vermutlich würde ich, stünde ich noch einmal vor einer solchen Reise, nicht noch einmal so lange an einem Ort bleiben. Nun gut, für meine weiteren Pläne war die Arbeit unverzichtbar und lohnenswert…
Hawaii und der Roadtrip waren die Highlights und gleichzeitig der Abschluss meiner Reise.
Insgesamt war dieses Jahr für mich nicht nur Spaß sondern ein Wegweiser für mein weiteres Leben. Das mag überspitzt klingen, für mich ist es aber nichts anderes als das. Ich fühle mich mehr denn je bereit dazu mein weiteres Leben in die Hand zu nehmen und meinen Zielen und Wünschen zu folgen.
An alle da draußen, die vielleicht gerade ihr Abitur bestanden haben, die sich nicht sicher über den richtigen Studiengang sind oder aber auch Eltern, deren Kinder nur noch weg wollen. Macht genau das. Folgt nicht dem Strom oder irgendeiner Anleitung für’s Leben sondern geht ins Ausland und erlebt die Welt aus einer anderen Perspektive. Selbst wenn man danach noch immer nicht die Weltformel gelöst haben sollte, es bringt einen ein ganzes Stück näher.
Wie es weitergeht…
Ab Oktober werde ich an der Dualen Hochschule Lörrach studieren. Glücklicherweise habe ich seit vergangenem Samstag die Zusage für eine WG mitten im Zentrum des Geschehens. Vor einer Woche habe ich außerdem den Betrieb besucht, der mich während der kommenden drei Jahre ausbilden wird und soweit erwartet mich eine sehr interessante, wenn auch anstrengende Zeit. Aktuell kümmere ich mich um die ganze Bürokratie, die ein Auszug aus dem Elternhaus und das Arbeiten als Grenzgänger so mit sich bringt. Ehrlich gesagt könnte ich schon wieder weiterreisen aber Zeit und Zukunftspläne und das Geld sowieso stehen dem entgegen.
Mein Blog wird selbstverständlich weiterhin bestehen bleiben. Vermutlich irgendwann im zweiten Teil dieses Jahres möchte ich mich an die Umgestaltung des Blogs zu einer Hilfeseite für Traveler setzen. Weitere Details und Pläne werde ich aber noch genauer durchdenken müssen.
Ich möchte mich hiermit bei meiner Familie, meinen Verwandten und ganz besonders den Leuten bedanken, die mich bei dieser Reise unterstützt haben und die diese Zeit so unvergesslich gemacht haben.
Patrick und Elias, es war Hammer vom ersten bis zum letzten Tag! 🙂
Ich hoffe, dass ich vielen Unentschlossenen da draußen eine ungefähre Vorstellung von so einer Reise geben konnte.
Euer Julian!